Registrierung KalenderHäufig gestellte Fragen Suche Mitgliederliste Moderatoren und Administratoren Startseite

danielsuperstar.de - forum » Daniel » News & Facts » Artikel der S?ddeutschen Zeitung zur Popkomm und Cometverleihung » Hallo Gast [registrieren|anmelden]
« Vorheriges Thema | Nächstes Thema » Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Autor
Beitrag
Leonie
Daniel Best-Fan Deluxe




Dabei seit: März 2003
Herkunft: Baden W?rttemberg
Beiträge: 2504
  Artikel der S?ddeutschen Zeitung zur Popkomm und CometverleihungAntwort mit Zitat Beitrag editieren/löschen Nach weiteren Beiträgen von Leonie suchen Diesen Beitrag einem Moderator melden        IP Adresse Zum Anfang der Seite springen

18.08.2003


Ein Lied f?r die Feinde

Die letzte Popkomm-Messe in K?ln: Ein System und seine St?rger?usche



Wir gehen durch die Glast?r am Eingang, und dahinter ist: nichts. Hundert Meter breit und zweihundert Meter lang: nichts. Die erste Messehalle ist: leer. Was nicht hei?t, dass man nichts sieht. Man sieht sie sehr gut, die Krise. Man steht sozusagen mittendrin. Wir gehen weiter, gehen sehr weit, bis der erste Stand kommt. Jetzt also doch: Messebetrieb, Stimmengewirr ? aber deutlich leiser als gewohnt. Satzfetzen steigen auf, Erkl?rungsversuche, Ursachenforschung. Ein Plattenfirmen-Promoter, offensichtlich froh dar?ber, dass mal jemand an seinen Stand kommt, sagt, schuld sei ein ?schlechtes Energiefeld? ? und meditiert dann lang ?ber Kunst und Geld und Sinn: ?Wir leben nicht mehr im Kapitalismus, das hier ist l?ngst Zynismus.? So viel Zeit f?r grunds?tzliche Gespr?che war selten bei der Popkomm.


Ging man in fr?heren Jahren ?ber die K?lner Messe, dann waren da Firmen, die Musiker feilboten, mit satten Gewinnen protzten und ihren Managern, Promotern und PR-Schnecken einfach ein paar Tage Halligalli g?nnten. Niemand brauchte das Spektakel wirklich, einerseits ? und andererseits brauchte auch niemand seine Spesenrechnung gro? zu begr?nden: was f?r eine tolle, sinnlose, gl?ckliche Zeit. Von L?ndern und Regionen, Lobbyisten und Gesetzen war damals kaum die Rede, es gab einfach Produkte, die sich verkauften, und andere, die sich nicht verkauften. Irgendwas verkaufte sich immer. Heute herrscht Effizienzdruck: Die Manager, Promoter und PR-Schnecken, die nicht entlassen wurden, m?ssen richtig arbeiten f?r ihr Geld ? so viel, dass f?r Popkomm und Halligalli keine Zeit mehr bleibt. Also sind die Lobbyisten und Funktion?re, die regionalen Standortf?rderer und staatlichen Exportankurbelungsb?ros jetzt praktisch unter sich. Die Leute von ?Schweden Sounds? werden von ?Music Xport Niederlande? zugedr?hnt, die Promoter der ?Korea Culture und Contents Agency? lauschen gern den Kl?ngen von ?New Zealand Music?, und umgekehrt, und rundherum. Verkauft wird dabei nichts, aber es gehen ja auch nur Steuergelder dabei drauf: Wie marode eine Industrie wirklich ist, erkennt man immer noch am besten an ihrer Subventionskultur.


Das Spiel der Funktion?re und Lobbyisten, es f?ngt in Deutschland gerade erst an. Wie sonst w?re es zu erkl?ren, dass Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverb?nde, versehen mit dem prominentesten Redeplatz am zweiten Tag, sich erst einmal ?ber alles beschwert. Zu wenig Zuh?rer (es sitzen in der Tat nur ein paar unentwegte Verbandshanseln da), zu wenig Applaus f?r ihn, sein Name falsch geschrieben. ?Alles Schei?e?, grummelt Gebhardt. Fr?her haben Business-Popstars wie Thomas Middelhoff oder Jean-Marie Messier hier gesprochen, sagt er, aber die sind inzwischen weg vom Fenster. Jetzt wurde er gezwungen, eine Rede zu halten ? und auch der Hinweis, dass er ein totaler Langweiler sei, hat ihn offenbar nicht gerettet. Seither f?rchtet er um seinen Job ? und agiert ganz so, als habe er ihn schon verloren. ?Meine Prognosen beziehen sich auf das Jahr 2010?, blafft er, ?da bin ich l?ngst in Rente, und niemand kann mich mehr f?r den Unsinn haftbar machen.? Falls es sein Auftrag war, die deutsche Pop-Lobby als inkompetent, amateurhaft, ewig beleidigt und uninspiriert darzustellen, ist ihm das perfekt gelungen. Eine interessante Zahl verk?ndet er dann aber doch: Der deutsche Popstar schuftet zur Zeit wie bl?de ? mehr als 50 Prozent des Single-Umsatzes stammen bereits aus heimischer Produktion.


Gr?nemeyers neue Sonne


Am Abend, bei der Verleihung des ?Comet?-Musikpreises von Viva und RTL, wird die Professionalisierung des deutschen Pop dann richtig evident. Fr?her war das eine intime Veranstaltung, getragen von einem trotzigen Grundton des ?Wir machen jetzt hier auch mal was?. Davon ist nichts mehr zu sp?ren ? jetzt kreischen wirklich die Massen in der riesigen K?ln-Arena. Die neuen heimischen Hitproduzenten nennen sich nicht nur ?Superstars?, sie f?hlen sich auch so, und die Plattenverk?ufe scheinen ihnen Recht zu geben ? zumindest f?r diesen Sommer. Je l?nger man dabei zuschaut, desto mehr erinnert das alles an eine Maschine, in der jedes R?dchen seinen Platz kennt und zufrieden ist, sich auf Kommando zu drehen. Der Popautomat l?uft auf Hochtouren, das muss er auch, es geht ja ums ?berleben. Aber interessant sind nur die Momente, in denen St?rungen auftreten, wenn die Menschen hinter den Markenzeichen sichtbar werden.


Bei Daniel K?blb?ck zum Beispiel, dem zwangsschr?gen, 17-J?hrigen Bertelsmann-Supersklaven: Die Buhrufe sind bei ihm inzwischen lauter als das Jubelkreischen, das sp?rt er und kommt nicht dar?ber hinweg. Er wagt es, sein Playback zu unterbrechen und a capella einen Vers zu kr?hen, gerichtet an ?all meine Gegner hier in der Halle?. Todtraurig sind diese Zeilen, sie handeln vom Durchhalten und davon, dass er niemandem etwas getan hat, aber man versteht sie nicht wirklich ? sie gehen im gellenden Pfeifkonzert unter. Am Ende seiner Nummer steht er ganz vorn an der B?hne, allein im Dunkeln vor dem Publikum, der Scheinwerfer ist l?ngst auf Alexander, seiner bl?tenwei?en, teflongest?hlten, alle Schei?e fressenden Nemesis. Daniel K. kann sich nicht l?sen, es gibt da ein Problem zwischen ihm und der Masse ? ein Problem, das zu kl?ren er keine Chance hat. Schlie?lich zuckt er die Schultern und geht. Bei der Fernseh-Ausstrahlung ist diese Episode komplett geschnitten: Da funktioniert Daniel K. so reibungslos wie alle anderen.


Beim Expertenhearing zum Thema ?How to get to the top?? darf Alexander nat?rlich nicht fehlen. Vom Moderator wird er begr??t, als sei ?Alexander? sein Familienname und der Vorname ?Superstar?. Das Ein-Personen-Drama, das er dann auff?hrt, tr?gt den Titel: Ein Mann will nach oben. Oder besser: Ein Mann will nicht mehr runter. ?Ich muss k?mpfen?, sagt Alexander, ?an meine Grenzen gehen , Opfer bringen.? So reden US-Marinekorps-Ausbilder, und wenn man es sich recht ?berlegt, sind die Superstars auch eine Art Kampftruppe ? von der Musikindustrie losgeschickt in schwieriges Gel?nde, wo Partisanen gerade die Oberhand gewinnen. ?Es wird mir nichts in den ... ich sag? mal ... Allerwertesten gesteckt?, sagt Alexander. Kurz denkt man: Ein Elitesoldat, der es bis an die Spitze geschafft und alle Gegner eliminiert hat ? wieso schafft der es nicht, das Wort ?Arsch? auszusprechen??


Inmitten all der Erfolgsideologen, Arschzusammenkneifer und Sich-Nichts-Anmerken-Lasser g?nnt sich das System einen monumentalen Aussetzer namens Herbert Gr?nemeyer. Beim ?Comet? gewinnt er zwei Preise, und der Applaus dauert jeweils mehrere Minuten. Er darf in alten Adidas auf die B?hne schlurfen, schrecklich bleich aussehen, seine Haare verlieren, in sein Doppelkinn kn?deln ? daf?r liebt ihn das Publikum umso mehr. Es gibt aber einen unausgesprochenen Kontrakt: F?r diese Liebe muss er Verletzlichkeit zeigen, die Sache mit dem Tod seiner Frau anklingen lassen, immer und immer wieder. In seiner Dankesrede beschimpft er die Bild-Zeitung, die ein Foto seiner neuen Freundin ver?ffentlicht hat, die nat?rlich so prosaisch nicht benannt werden darf, er nennt sie ?meine neue Sonne? ? und wie diese Sonne aussieht, das geht nun wirklich niemanden etwas an. Bild aber hat das schlimmstm?gliche Verbrechen begangen, Bild hat die Intimsph?re eines ohnehin Superverletzlichen noch einmal verletzt ? und der Saal kocht vor Mitgef?hl. Man sieht einen Star, der seine Verwundbarkeit inzwischen wie ein G?tesiegel auf der Stirn tr?gt, ohne ganz zu begreifen, was da wirklich l?uft. Bald d?rfte ihm d?mmern, dass dies von allen Vertr?gen, die man mit dem Teufel schlie?en kann, so ziemlich der schlimmste ist.


TOBIAS KNIEBE, OLIVER FUCHS



__________________
"Ich hab jede Frage beantwortet, jede nach der einen....."

18.08.2003, 07:54 Leonie ist offline   Profil von Leonie Füge Leonie deiner Freunde-Liste hinzu Email an Leonie senden
jette
Daniel Fan ****



Dabei seit: April 2003
Herkunft: M?nchen
Beiträge: 162
  Antwort mit Zitat Beitrag editieren/löschen Nach weiteren Beiträgen von jette suchen Diesen Beitrag einem Moderator melden        IP Adresse Zum Anfang der Seite springen

Danke @Leonie
f?rs abtippen, wollte ich auch gerade reinstellen.

Hier war wohl jemand wirklich bei dieser Veranstaltung und hat sich auch noch Gedanken dazu gemacht.

Die Passage ?ber Daniel ist zwar traurig, aber spiegelt ehrlich und gef?hlvoll die wahren Tatsachen wieder -

Seine a capella-Einlage mit 'Kr?hen' zu beschreiben h?tte zwar nicht sein m?ssen, aber daf?r hat mich der Rest sehr ber?hrt.

18.08.2003, 10:28 jette ist offline   Profil von jette Füge jette deiner Freunde-Liste hinzu Email an jette senden
Maritta
Daniel Fan Deluxe




Dabei seit: April 2003
Herkunft: Uelzen-L?neburger Heide
Beiträge: 409
  Neutraler BerichtAntwort mit Zitat Beitrag editieren/löschen Nach weiteren Beiträgen von Maritta suchen Diesen Beitrag einem Moderator melden        IP Adresse Zum Anfang der Seite springen

ich finde den Zeitungsbericht eigentlich sehr objektiv. Daniel ist zwar nicht unbedingt neutral erw?hnt, aber so k?nnen wir schon mal zufrieden sein. Endlich mal eine Zeitung die von allen berichtet und was diese Schows f?r verlogene Veranstaltungen sind.
Also Alex kam dabei gar nicht gut weg. Ich denke bald, da? Alex es in Zukunft auch sehr schwer haben wird. Sein Dauergegrinse geht glaue ich auch allen auf den Pinsel.

Vielen Dank f?r das Entdecken des Artikels

Maritta


__________________

(Design: Gypsyqueen)

18.08.2003, 10:39 Maritta ist offline   Profil von Maritta Füge Maritta deiner Freunde-Liste hinzu Email an Maritta senden
goodygood
Daniel Superfan Deluxe




Dabei seit: März 2003
Herkunft: NRW
Beiträge: 1386
  auch einmal bedanken f?r ObjektivitAntwort mit Zitat Beitrag editieren/löschen Nach weiteren Beiträgen von goodygood suchen Diesen Beitrag einem Moderator melden        IP Adresse Zum Anfang der Seite springen

@Leonie
w?rdest du bitte mal die URL der S?ddeutschen Zeitung reinstellen, denn auch f?r halbwegs objektiven Berichten sollte man schon einmal dankbar sein und das auch zeigen.

Vielen Dank im voraus.

Danke hat sich schon erledigt. Hier ist die e-mail Adresse f?r Leserbriefe:

wir@sueddeutsche.de


__________________

GENIESSE ES SOLANGE DU ES HAST UND DANN ZIEH WEITER

Dieser Beitrag wurde von goodygood am 18.08.2003, 11:14 Uhr editiert.

18.08.2003, 11:05 goodygood ist offline   Profil von goodygood Füge goodygood deiner Freunde-Liste hinzu Email an goodygood senden Füge goodygood in deine Contact-Liste ein
Sandra
Daniel Best-Fan




Dabei seit: Februar 2003
Herkunft: Landkreis Karlsruhe
Beiträge: 1654
  Antwort mit Zitat Beitrag editieren/löschen Nach weiteren Beiträgen von Sandra suchen Diesen Beitrag einem Moderator melden        IP Adresse Zum Anfang der Seite springen

Is auf jeden Fall besser und objektiver als unser aller Lieblingszeitung...


__________________



18.08.2003, 11:19 Sandra ist offline   Profil von Sandra Füge Sandra deiner Freunde-Liste hinzu Email an Sandra senden Homepage von Sandra
paisuma
Daniel Fan**




Dabei seit: Juni 2003
Herkunft: M?nchen
Beiträge: 62
  Antwort mit Zitat Beitrag editieren/löschen Nach weiteren Beiträgen von paisuma suchen Diesen Beitrag einem Moderator melden        IP Adresse Zum Anfang der Seite springen

Der Artikel ist so traurig und gut geschrieben, da? er mir heute morgen einen richtigen Schlag in die Magengrube versetzt hat. Ich war am Wochenende au?erhalb der Zivilisation gewesen und hatte zwar (Danke Bernd!) per SMS von Ausgang des Comets erfahren, aber sonst nichts. Der Artikel hat mich vollkommen fertiggemacht, ich komme mir selber l?cherlich dabei vor, fast in meinen Fr?hst?ckskaffee zu heulen, aber irgendwie hat der Artikel total meinen Nerv getroffen.
Ausnahmsweise wird der Junge in der S?ddeutschen mal nicht als Knallcharge dargestellt sondern relativ objektiv. Vielleicht hat mein Leserbrief doch etwas bewirkt.


__________________
"Komm, sag es allen, wir sind frei
Es gibt kein M?ssen und kein Sollen
Wenn wir nicht wollen
Die Zeit der Heuchler ist vorbei
Und ihrer Tyrannei
Denn wir sind frei"

Blumfeld, "Wir sind frei"

18.08.2003, 13:59 paisuma ist offline   Profil von paisuma Füge paisuma deiner Freunde-Liste hinzu
shady
Daniel Fan ****




Dabei seit: Juni 2003
Herkunft: hessen
Beiträge: 129
  Antwort mit Zitat Beitrag editieren/löschen Nach weiteren Beiträgen von shady suchen Diesen Beitrag einem Moderator melden        IP Adresse Zum Anfang der Seite springen

ich habe selten einen artikel gelesen, der den nagel so auf den kopf trifft (nicht nur bez?glich daniel) wie dieser.

meine hochachtung an die verfasser!

es gibt tats?chlich noch journalisten, die ihr handwerk verstehen. das l?sst hoffen.

und dank an leonie f?rs posten.


__________________
if love is the answer,
what was the question?

Dieser Beitrag wurde von shady am 19.08.2003, 00:36 Uhr editiert.

19.08.2003, 00:35 shady ist offline   Profil von shady Füge shady deiner Freunde-Liste hinzu Email an shady senden
  « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Gehe zu:

Powered by: Burning Board 1.2 © 2001-2002 WoltLab GbR