| Artikel in der Berliner Zeitung |       |
Warten auf Bohlen & Co
Die Anh?nger der Superstar-Finalisten versammelten sich Stunden vor dem Auftritt am Velodrom
Brenda Strohmaier
Daniel K?blb?ck" hat sich Ramona mit einer Rasierklinge auf den linken Unterarm geritzt. "Ich habe eine Pers?nlichkeitsst?rung, ich darf das", sagt Ramona. Die 20-j?hrige Kellnerin aus Lichtenberg ist eine von rund 50 Fans, die am Sonntagmittag vor dem Velodrom lagern. In gut sechs Stunden soll dort Daniel nebst acht anderen Finalisten der RTL-Talentshow sowie Jurymitglied und Plattenproduzent Dieter Bohlen die B?hne betreten.
Ramona ist mit ihrer Freundin Anke vorsichtshalber schon nachts um eins gekommen. "Ich will doch nachher ganz vorne stehen", sagt sie. Das klappt bestimmt. Die Fans, von denen die meisten weiblich und j?nger als Ramona sind, haben das bestens organisiert. Ein paar von ihnen haben auf einem Zettel festgehalten, in welcher Reihenfolge alle erschienen sind. Wenn um 14 Uhr die Absperrungen aufgebaut sind, werden sie sich entsprechend einreihen. Auf so eine Ordnungsidee kommen wohl nur Fans von deutschen Superstars.
Nun kann man jedenfalls auf einem karierten Zettel den Grad der Verr?cktheit der deutschen Superstar-Fans ablesen. Ramona steht auf Platz eins. Sie hat sich in den einstigen Kinderpfleger-Lehrling K?blb?ck verliebt, als sie ihn im Fernsehen beim Babywickeln sah. "Als er da so stand, und erz?hlte, er w?re bisexuell", erinnert sie sich. Ramona liebt ihn, weil er anders ist als die anderen. Sie liebt ihn so sehr, dass sie sogar schon versucht hat, sich umzubringen. Ihre Freundin Anke hat daf?r nur eine Erkl?rung: "Sie ist einfach tierisch verliebt in ihn. Und wenn die Gef?hle zu stark werden, kommt sie nicht klar", sagt Anke.
Wie im Februar, als Finalistin Gracia rausflog und K?blb?ck einen Nervenzusammenbruch erlitt. Das Ergebnis: Intensivstation und eine Woche Psychiatrie - nicht f?r Daniel, sondern f?r Ramona, die zu viele Tabletten schluckte. K?blb?ck, der so gerne den Verr?ckten spielt und dessen erste Single entsprechend "Crazy" hei?t, wirkte am n?chsten Tag schon wieder ganz vergn?gt.
Im Vergleich zu vielen Fans vor der Berlin Arena - wie das Velodrom jetzt offiziell hei?t - wirkt K?blb?ck geradezu normal. Selbst die Anh?nger von Alexander, dem ?beraus durchschnittlichen Sieger der Sendung, sind vermutlich verr?ckter als Daniel. Da ist zum Beispiel die Siebtkl?sslerin Nina aus Reinickendorf, die Nummer 13 auf der Warteliste. Sie wechselte vom Gymnasium auf die Realschule. Schuld an diesem Abstieg ist ihre Verehrung f?r Alexander. "Ich kann mich einfach auf nichts anderes mehr konzentrieren", sagt sie. "Ich schlafe abends mit seiner Musik ein und ich wache morgens damit auf."
Zum Leidwesen ihrer Eltern verbringt Nina nicht nur viel Zeit vor dem CD- und DVD-Player, sondern auch vor Hotels oder Veranstaltungsorten, in denen ihr Idol auftritt. Immerhin bringt ihr das Erfolgserlebnisse anderer Art. "Ich bin deshalb schon ganz oft im Fernsehen gewesen", sagt sie. Gerne w?rde auch sie eine Karriere machen, bei der man "vom Niemand zum Jemand" wird, wie sie sagt. Jemand, f?r den Tausende 50 Euro bezahlen, um ihn auf der B?hne zu sehen. Ob sie wohl auch wollte, dass sich jemand "Nina" in den Arm ritzt?
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Einen gl?cklichen Menschen zu finden ist besser als eine F?nfpfundnote. Er ist der Inbegriff strahlender Sch?nheit und Freundlichkeit, und wenn er den Raum betritt, so scheint es, als w?re noch ein Licht angez?ndet worden.
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19.05.2003, 12:14
