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Ladies and Gentlemen, ich bin nicht krrrrrank!
Wo Daniel draufsteht, ist K?blb?ck drin: Der B?hnenclown inszeniert ein buntes Halligalli und l?sst 99 Luftballons steigen
Von Marcus Sander
Seine Fans verg?ttern ihn, seine Kritiker halten ihn f?r verr?ckt. Daniel K?blb?ck polarisiert wie kein anderer seines Fachs. Ist es die Stimme mit den qu?kigen Kermit-Koloraturen, die die Fernsehnation spaltet, oder seine Art, durch einen markanten Ich-bin-aber-anders-Habitus g?ltige Klischees des M?nnlichen zu beleuchten? Dem Aufstieg des kleinen K?blb?ck, der die Juroren bei der Show "Deutschland sucht den Superstar" reihenweise sprachlos machte, haftet noch immer etwas R?tselhaftes an.
"Hallo Stuttgart!" Gut zwei Stunden lang kaspert der Siebzehnj?hrige aus Eggenfelden mit der Nana-Mouskouri-Brille auf der Freilichtb?hne Killesberg. Ein am?santes, kurzweiliges, schrilles Halligalli, mehr nicht, aber auch nicht weniger. Die ersten Lieder seines "Dankesch?n"-Konzerts, darunter der Madonna-Song "Papa don"t preach", nimmt sich Daniel K?blb?ck zum Warmsingen. Vor allem bei "Born to be wild" arbeitet er all jenen zu, die an seiner Stimme etwas zu M?keln haben. Beim Schlussrefrain (ein viermal gekr?chztes "Born to be wild") startet der sonnenbebrillte Motorradfahrer, der den Rocker Daniel auf die B?hne kutschiert hat, schnell und laut die Maschine.
Doch K?blb?ck steigert sich im Laufe des Abends, auch stimmlich, vor allem bei schmusigen Liedern wie der Pop-Ballade "Heartbreaker", die eher zu seinem Repertoire z?hlen d?rften als Rockiges von Steppenwolf. Vor allem aber festigt er seinen Ruf, die bessere Nena zu sein: Mit einem roten, eng anliegenden T-Shirt und einer schwarzwei? gestreiften Stoffhose bekleidet, winkt er zun?chst an der Rampe dem Publikum zu, das die Wunderkerzen brennen l?sst, rollt dann bei W?rtern wie "Horizont" das R so sch?n bayerisch, wie er es schon damals, bei seinem "Superstar"-Auftritt, gerollt hatte. Damals, vor den Augen der "Superstar"-Jury, geriet das Publikum in Ekstase, weil er "99 Luftballons" ganz eigenwillig, ganz melancholisch-zart interpretierte. Damals bot er eine perfekte Show.
In Stuttgart ist es wie damals. Wenn Daniel Nena singt, ist Daniel ganz K?blb?ck, ganz Superstar. Wenn er Nena singt, rast er nach der ersten Strophe von der B?hnenrampe weg, vom Publikum mit den Wunderkerzen. Rast mit einem Affenzahn hin zur hinteren B?hnentreppe, springt, h?pft, t?nzelt die sieben Stufen hoch. Vor der letzten Strophe des Liedes steht er erneut vor der B?hnenrampe. Dort l?sst er sein Haar lasziv zur Seite fallen und hundert bunte Luftballons gen Himmel steigen. Daniel, der B?hnenstar, unter einem sternenlosen Himmel voller Luftballons - das ist das Bild des Abends.
K?blb?cks Show funktioniert wie das lose Nummernprogramm einer Zirkusvorstellung. Fast jede Nummer, jeder Rollenwechsel wird durch einen Kleidertausch hinter der B?hne unterbrochen. Mal mimt er den Shirt tragenden Boy, der sich (wie bei "Superman") lasziv ?ber Bauch und Po streicht, dann wieder spielt er den von einem unsichtbaren Dompteur geb?ndigten Tiger, der (so bei "Papa don"t preach") katzenartig ?ber den Boden schleicht. Er spielt Sinatra ("My Way") im Frack, und er l?sst sich im wei?en Kittel auf einem Krankenbett auf die B?hne schieben und ruft: "Ich bin nicht krrrrrrank!"
Die B?hne als Zirkusarena. Aber auch als St?tte der Therapie, wo der Junge sein Superstar-Trauma bew?ltigt. Atemlos erz?hlt K?blb?ck, wie er Dieter Bohlen ("Daniel, du hast "ne Schraube locker") kennen lernte. Wie er in der Show aufstieg und rausflog. Jetzt ist er, f?r einen kurzen Augenblick nur, nicht mehr der Clown. Jetzt ist er ganz der siebzehnj?hrige Kinderg?rtner, dem man anmerkt, dass der ganze Rummel wohl doch ein bisschen zu viel gewesen ist. Bis Daniel sagt: "Ich wei? nicht, ob es wirklich wichtig ist, jeden Ton zu treffen. Das Wichtigste ist, Spa? zu haben." Weil er solche S?tze sagt, auch deshalb lieben ihn seine Fans.,
Quelle: Stuttgarter Zeitung
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