Geschrieben von corinna am 14.06.2003, 23:12:
Das erste Konzert
Gegen 17 Uhr liefen wir alle an der Rottgauhalle ein, wo ganz Eggenfelden auf den Beinen war, auch sehr viele Kinder und Jungfans, die wie in Passau am Tag darauf in die Absperrung vor der B?hne durften. Keine Plastikflaschen, Taschenkontrolle, Photoapparat im (Burlington-)Socken oder Wonderbra ... Die Halle war voll und man stand sehr eng, aber im Vergleich zu Passau lief in Eggenfelden alles ein bisschen gem?tlicher und famili?rer ab. Die bemerkenswerte traditionell-l?ndliche Deckendeko verlieh der Veranstaltung definitiv eine schr?ge Note, wie auch so einiges andere ...
Kurz vor 7 ging's los mit 2 Vorgruppen, ein Naja-Duo, M?dchen mit Boygroup-Typ, und anschlie?end gleich 3 M?dels in wei?en Hosenanz?gen, Sweet Attack, deren Darbietung ich sofort wieder vergessen habe. Ein anst?ndiger Star muss auch eine Vorgruppe haben und so waren die Buhrufe der Fans leicht fehl am Platze, aber nat?rlich hat sich kein Mensch ernsthaft f?r sie interessiert. Ich auch nicht.
Daniels Show wurde mitperformed von den Munich Dancers, Band 8 mit den 2 S?ngerinnen Tricia und Sonja, die in den Umziehpausen die Stimmung hielten, und irgendwelchen Schulch?ren, die man nicht wirklich wahrnahm.
Grunds?tzlich war der Ablauf der Show in Eggenfelden und Passau identisch. Ein Aufbau mit Treppe nach hinten befand sich in der Mitte der B?hne, ein Arrangement mit einigerma?en ausreichendem Spielraum f?r Daniels Aktivit?ten. Die Show startete mit ?TV makes a Superstar?, auf den Leinw?nden rechts und links der B?hne und weiter hinten im Saal sah man Filmausschnitte mit Daniels bisherigen Karriere-Highlights. Bemerkenswert ? die Menge tobte bereits, wenn nur sein Gesicht auf der Leinwand erschien ...! Schlie?lich erschien Daniel selbst ? in seinem ?blichen Tempo und unter ohrenbet?ubendem Kreischen aus Kehlen jeden Alters. Er sang Superman, wei?e, seeeehr tief angesetzte Hose, das inzwischen hinreichend diskutierte Miss-Selfish-T-Shirt, bauchfrei, r?ckenfrei, von hinten und von vorn, uuuuuh Baby!
Anschlie?end die Slapstick-Einlage mit Vater, der ihn ermahnt, sich sohnm??iger zu verhalten und die passende Antwort erh?lt. Neu bei ?Papa don?t preach? die erotische Einlage, auf den Knien, zum Publikum gewandt, hebt er sein T-Shirt langsam immer h?her. Und h?her ... Daniel live. Anschlie?end ?Proud Mary?, an die ich mich gerade nicht so recht erinnern kann, brauchte wohl Erholung ...
Nach einer Umziehpause eine definitiv schr?ge Variante von ?Everytime?, deren tieferer Sinn mir bisher verborgen blieb, aber vermutlich gibt es keinen ? Daniel wird auf einer Krankenhaustrage hineingefahren, von besorgtem Personal umringt, mit Krankenhauskittel stilecht und aufreizend hinten offen, rosa Burlingtons und (leider, wie so manche seufzte) Bl?mchenhose drunter. Als Vorspiel zum nun Kommenden allerdings genial ? Daniel verschwindet links hinter dem durchscheinenden B?hnenvorhang und legt als Schattenriss zu den Kl?ngen von ?You can leave your hat on? einen auch ?ltere Semester nicht wirklich kalt lassenden Stripp hin. Soviel zum Thema Alex. Umgezogen taucht er im vollst?ndigen Prilblumen-Outfit hinter dem Vorhang wieder auf und gibt ?Pretty Woman?, da wippt er immer so sch?n, ?berall ...
Ende des zweiten Aktes.
Die folgenden Songs im Tragedy-Outfit waren zweifellos die bewegendsten des Abends. Zun?chst YDMC, wie die Fans es liebevoll nennen, dann endlich einmal wieder ?Unchained Melody?. Er singt den kompletten Song, angeschr?gt mit Elementen a la Rocky Horror - ein notd?rftig bekleideter Amor-T?nzer mit Liebespfeil schwebt ?ber die B?hne und f?hrt ihm ein M?del aus dem Publikum zu. Daniel geht vor ihr auf die Knie, nimmt ihre Hand und singt sie so ?berzeugend an, dass vielen die Tr?nen kommen, vorsichtshalber dachte ich absichtlich an profane Dinge ... In Passau ist das M?dchen noch ein Kind (vielleicht besser so ...), das tats?chlich die Hand aufs Herz legt, als er vor ihr niederkniet, als er sie dann noch abbusselt, jubelt der Saal. Zu Recht. Anschlie?end w?rdigt er (und das Publikum mit ihm), wie alles begann - ?We have a dream? kann inzwischen auch ohne Bohlen und Co. jeder singen, Daniel schon allemal, und wir alle lieben unsere heimliche Hymne, ?every day and every night?!
Zu Daniels Lieblingslied ?Tragedy? muss man nichts mehr sagen. Nat?rlich mit ?seinem? Sprung!
Anschlie?end Daniels Statement gegen den Krieg. Nein, wir brauchen keinen Krieg, und wenn er von uns das Peace-Zeichen sehen m?chte, dann bekommt er es auch. Seine ganz pers?nliche Version von ?Bridge over troubled water? macht klugerweise nicht den Versuch, an Simon & Garfunkle heranzukommen. Den Text liest er vom Blatt ab und die H?hen singt er nicht. Das nennt man Zeichen setzen.
Und dann kommt?s. Ein Filmausschnitt, ein n?chtlicher Dialog ? Dennis Hopper und die Freiheit. Die Oldies juchzen, sie haben Easy Rider noch gesehen ... Wechselnde Bilder, Daniels strahlendes Gesicht, Daniel als Rocker, und schlie?lich ? Daniel auf der B?hne, hinter seinem Vater auf der Maschine. Dann legt er los ...Erotik pur, Daniel losgelassen, so ist er also, wenn ... ? Die Halle tobt, wir lieben seine Luftgitarre, sogar die Brille haut?s obi und man sieht sein ?nacktes? Gesicht - sch?n!
Ausgelassen geht es weiter auf der Parkbank, zu dem Schmachtfetzen ?I swear? von All4one r?kelt sich lasziv ein M?dchen mit eindeutigen Absichten, der er sich anscheinend nur mit M?he entziehen kann und will ... bis ihr ein junger Mann Konkurrenz macht. Auf den Bildschirmen kann man erkennen, dass es sich tats?chlich um ein M?dchen handelt, aber es geht ihm um die Aussage und es passt, er ist schlie?lich noch ein halbes Kind ? oder? Anschlie?end das Statement zum Auftritt ? ?warum nur die halbe Welt lieben, wenn man die ganze lieben kann?? In Passau bringt er bei dem Spruch irgendwas durcheinander und lacht sich schlapp, so lieben wir ihn ...
Daniels Draht zum Publikum ist ein Ph?nomen. Mit ?Stand by me? bringt er Menschen zum Mitgehen (und Mitsingen), denen allein die Vorstellung im wirklichen Leben Schwei?perlen auf die Stirn treiben w?rde. Die Teenies neben mir krallen sich aufgeregt in meinem ?rmel fest, ob Mittdrei?iger oder 13-j?hrige, alle erleben 2 Stunden pures Gl?ck.
Nicht zuletzt beim grande finale: mit ?99 Luftballons? rockt er tierisch und endg?ltig ab und versaut sp?testens jetzt die Stimmb?nder der letzten Bastion hartn?ckiger Nicht-Kreischer ...
Mit schwarz-wei?er Streifenhose, die seine k?rperlichen Vorz?ge entschieden zur Geltung bringt und rotem T-Shirt mit Nena-Aufdruck l?sst er es noch mal richtig krachen, l?uft durch die Kiddie-Zone, das muss sein. Trotz der bisweilen recht eigenwilligen Textvarianten kommt die Aussage deutlich an, alle singen den Schluss inbr?nstig mit und in Passau regnet es tats?chlich Luftballons, die Kids sind begeistert und schwenken, was das Zeug h?lt, wir haben leider keine abgekriegt ...
Und dann war Schluss ? oder fast jedenfalls. Ohne Zugabe ging gar nix und so fegt Daniel noch einmal mit ?You drive me crazy? ?ber die B?hne ? sichtlich und h?rbar atemlos, aber zweifellos gl?cklich, was wollen wir mehr? Nun, nur eine Kleinigkeit, und die hatte er f?r sich und uns bis zum Schluss aufgehoben ? Daniel S. K?blb?ck mit seiner Interpretation von ?My Way?. Wie in der Mottoshow im traditionellen dunklen Anzug begeistert er restlos. Und als er sich hinkniet mit den Worten ?Und wenn Du ganz am Boden bist, dann steh wieder auf ...!?, begreift so mancher, dass hier ein 17-j?hriger tats?chlich einen einzigartigen Weg geht, und viele wollen ihn ein St?ck begleiten ....
Dazu auch ein Wort zur Veranstaltung und Organisation, einem interessanten Thema. Vorab - die Konzerte waren von Daniel als Dankesch?n an die Fans der Region gedacht und in diesem Kontext goldrichtig. ?ber Daniel selbst und seine Performance habe ich mich bereits eindeutig ausgelassen, die steht hier nicht zur Debatte.
Ich kann gut nachvollziehen, was Werner Forster von cofo meint, wenn er sagt, Daniel sei f?r ihn ein vom Himmel direkt auf (seine) B?hne gefallener Engel ... Aber sollte Daniel tats?chlich jene Deutschland-Tour machen, von der gemunkelt wird, w?nsche ich ihm mehr Professionalit?t und eine bessere Organisation. Es gibt Dinge, die kann RTL ganz gut ...
Die Show war in der K?rze der Zeit nicht schlecht aufgezogen, aber ein Teil der ?Kultigkeit? resultierte aus dem schr?gen Ambiente, b?se SAT 1-Zungen nannten es bissig provinziellen Tingel-Tangel. Bevor der kollektive Aufschrei mich f?r immer schweigen l?sst, nur so viel ? der Sound lie? definitiv zu w?nschen ?brig und eine Vorgruppe h?tte gereicht. In Passau kam es vor der Halle zu f?r die Kinder durchaus kritischen tumultartigen Szenen auf Grund der v?lligen Unf?higkeit der Verantwortlichen, Ordnung ins Chaos zu bringen ? ?und jetzt macht Ihr Zweierreihen, Ihr wollt schlie?lich da rein und dann lassen wir Euch halt nicht ...? Uns?glich. Die Unfreundlichkeit der Ordner nach der Show war auch nicht wirklich prickelnd, daf?r mussten Kids und Grufties f?r ein DK-Superman-T-Shirt schlappe 20 Euren auf den Tapetentisch legen, irgendwo soll das Geld ja hin.
Egal. Daniel K. does it his way ? und mit Sicherheit hat er in Zukunft auch das Gesp?r f?r die richtigen Weggef?hrten.
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