Geschrieben von seagull am 27.08.2003, 16:21:
Spiegel-Interview mit Judith
Auf Spiegel-Online kann man dieses Interview mit Frau Lefeber lesen:
SUPERSTAR"-AUSSTEIGERIN JUDITH LEFEBER
"Das war alles so krank"
Die S?ngerin Judith Lefeber bricht ihr Schweigen. Mit SPIEGEL ONLINE sprach die TV-Aussteigerin ?ber den Gladiatorenkampf in den Casting-Shows, Klauereien im Superstar-Haus und den Rummel um den irren Daniel K?blb?ck.
SPIEGEL ONLINE: Fau Lefeber, sind Sie gl?cklich?
Judith Lefeber: Wei? Gott gl?cklicher als noch vor einem Jahr. Die ganzen Kandidaten, das ganze Prozedere bei "Deutschland sucht den Superstar", das ging gar nicht, das war f?r mich ein einziges Spie?rutenlaufen. Und schauen Sie sich doch den Daniel K?blb?ck an, der spricht ja nun wirklich f?r sich. Der ist vierundzwanzig Stunden am Tag hyperaktiv, wie oft habe ich mich bei dem auf eine einsame Insel gew?nscht. Und der Rest war ohnehin relativ unterbelichtet.
SPIEGEL ONLINE: Sind Sie mit Daniel K?blb?ck ?fter aneinander geraten?
Lefeber: Nein, wir sind uns einfach aus dem Weg gegangen. Er hat mich in Ruhe gelassen und ich ihn. Es war aber offensichtlich, dass wir nichts miteinander anfangen k?nnen. Die Situation in dem Haus, wo man von RTL fast noch auf der Toilette gefilmt wurde, hat ihr ?briges getan.
SPIEGEL ONLINE: Warum sind Sie damals freiwillig ausgeschieden?
Lefeber: Man hatte kein St?ck Privatleben in diesem Haus und musste auf alles verzichten, nur der ?ffentlichkeit zuliebe und nur, damit abends "Explosiv" und die anderen Sendungen ihr Material bekamen. Und es gab Leute im Haus, die dieses Material gerne geliefert haben. Das war wie bei "Big Brother", das alles war so krank. Leider kommt man erst dahinter, wie das l?uft, wenn man drinsteckt. Auf jeden Fall ging es um weit mehr als nur gut zu singen. Als ich das verstanden hatte, habe ich erst abgewogen und dann die Konsequenz f?r mich gezogen. Es gab Spielregeln, die f?r meinen Begriff jede gute Sitte ad absurdum gef?hrt haben. So war ich zum Beispiel f?r meine Familie nicht erreichbar, weil wir unsere Handys ausmachen mussten. Au?erdem wurde es meines Erachtens im Haus geklaut.
SPIEGEL ONLINE: Im Haus wurde geklaut?
Lefeber: Jeder von uns hatte pers?nliche Dinge, die auf einmal weg waren oder verlegt. Ich mag das nun mal nicht, wenn auf einmal mein Kuscheltier weg ist und wenn das jeder in die Hand nimmt. Ich habe jedenfalls immer die T?r meines Zimmers abgeschlossen, auch nachts. Das haben ?brigens alle getan.
SPIEGEL ONLINE: Was haben Sie in den ersten Tagen gemacht, nachdem Sie die Show verlassen hatten?
Lefeber: Ich bin erst mal nach Hause gefahren und habe meine neue, alte Intimit?t genossen. Ich wollte nur weg, um diese vier Monate von September bis Januar zu verarbeiten und vor allem zu vergessen. Die ersten Tage waren so schlimm, dass ich immer dachte, dass hinter mir noch die Kameraleute herlaufen. Einfach auf dem Sofa liegen und lesen, ohne dass jemand "Aufstehen!" oder "Tu dies, tu das" br?llt - ich habe das sehr genossen.
SPIEGEL ONLINE: Sind Sie ein sensibler Mensch?
Lefeber: Ja, ich bin sehr sensibel. Ich stecke Dinge wie Neid und Konkurrenzkampf nicht so leicht weg wie andere. Und diesen Konkurrenzkampf gab es nat?rlich bei "DSDS", davon lebt ja auch die Show. Ich bereue es keinesfalls, gegangen zu sein, und Alexander beneide ich kein bisschen, so wie der jetzt rumgeschleift wird.
SPIEGEL ONLINE: Machen sich Ihrer Ansicht nach die Casting-Kandidaten ?ber solche Dinge vorher Gedanken?
Lefeber: Nein, das macht niemand. Schauen Sie sich doch die Leute an, die bei diesen Shows am Casting teilnehmen. Ich schaue heute da ganz anders drauf. Und niemand macht sich auch nur im entferntesten Gedanken dar?ber, was mit ihm passiert, wie man sich von der Pers?nlichkeit her ?ndert. Jeder muss sich im Klaren sein, dass er eine Mutation durchmacht, wenn er den Gladiatorenkampf f?r das Fernsehen mitmacht. Und zwar jeder, nicht nur der Gewinner. An diesen m?rderischen Konkurrenzkampf denkt niemand vorher.
SPIEGEL ONLINE: Hatten Sie nachtr?glich noch ?rger mit RTL, weil Sie hingeworfen haben?
Lefeber: Nein. Da hat sich der Sender wirklich menschlich gezeigt. Es gab keine Spr?che hinterher, keine Vorw?rfe, nichts. Und dass der Sender angeblich gesagt hat, ich sei labil und mein R?ckzug f?r die Show das Beste, stimmte definitiv nicht. Dass haben sich die Zeitungen hinterher ausgedacht.
SPIEGEL ONLINE: Gibt es trotzdem etwas positives, was Sie mitnehmen?
Lefeber: Ja, die Erkenntnis, dass diese Castingshows der falsche Weg sind, um ber?hmt zu werden. Wenn jemand das Talent hat, muss er erst einmal selbst an sich arbeiten und dann andere davon ?berzeugen. Aber eben ohne die Dramaturgie, die einem das Fernsehen vorschreibt. Diese Shows wollen Blut, Neid und Tr?nen zeigen und verkaufen eine falsche Realit?t. So nach dem Motto: Gewinnst du den Gladiatorenkampf, machen wird dich zum Star. Bis dahin h?ltst du aber die Klappe und tust, was wir sagen.
SPIEGEL ONLINE: Sie bringen nun Ende September ganz unabh?ngig von Dieter Bohlen, RTL und BMG ein eigenes Album heraus, werden aber von Ihrer Plattenfirma Warner Bros. als "deutsche Antwort auf Whitney Houston" verkauft. Mangelt es der deutschen Musikbranche mittlerweile so sehr an Selbstbewusstsein, dass man schon auf so unsinnige Vergleiche und abgedroschene Verkaufsargumente zur?ckgreifen muss?
Lefeber: Ich sehe das gar nicht als negativ an. Man muss das als Verkaufsargument sehen und nicht unbedingt als Klassifizierung. Unbestritten ist es eine Schublade, aber immerhin wei? man, wenn man sie aufzieht, was drin ist und was einen erwartet. Whitney Houston ist ein Weltstar, und wer kennt dagegen schon Judith Lefeber?
SPIEGEL ONLINE: Sie sind immerhin ausgebildete S?ngerin, haben an der Detmolder Musikhochschule und an der Essener Folkwang-Schule Gesang studiert.
Lefeber: Aber das n?tzt mir alles nichts, wenn ich nicht die richtigen Kontakte habe. Das richtige Marketing und ein gutes Management mit hervorragenden Kontakten ist heute genau so wichtig wie Talent. Was n?tzt mir eine gute Stimme, wenn ich niemand um mich herum habe, die sie f?r mich verkauft?
SPIEGEL ONLINE: Erkennt man mit Ihrem musikalischen Background Fehler bei Sangeskollegen schneller?
Lefeber: Klar. Ich habe ein sehr geschultes Ohr und bekomme solche Kleinigkeiten wie Atmung, Technik und so weiter sofort mit. Und es gibt viele S?ngerinnen, die sehr popul?r und erfolgreich sind, aber technisch unsauber arbeiten. Sarah Connor beispielsweise versucht als Deutsche, ihrer Stimme einen souligen Klang zu geben. Das funktioniert bei einer Anastacia ja schon nur bedingt, und bei Sarah schon gar nicht, weil sie als Wei?e definitiv keine schwarze Stimme hat. Sie hat unbestritten eine gute Stimme, aber ihr fehlt die Tiefe, so wie ich sie habe. Wissen Sie was? Da werde ich doch lieber mit Whitney Houston verglichen.
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